Was kann ein fünfwöchiges Kunst- und Kulturfestival wie die Wiener Festwochen es sind, einer Stadt, die vor kulturellen Angeboten und städtischen Initiativen nur so strotzt, hinzufügen?
Als sich die Wiener Festwochen in den 1950er Jahren gründeten, sollten sie zur Öffnung Österreichs beitragen. Nach der Isolation Wiens und Österreichs durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus galt es, sich erneut mit der Welt zu vernetzen, die Stadt und das Land wieder in einen internationalen Diskurs von Kunst und Kultur zu integrieren. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts hingegen, also wenige Jahrzehnte zuvor, galt Wien als Hauptstadt der Moderne mit Vertretern wie Freud, Klimt oder Schönberg. Die Stadt maßte sich an, durch Kunst, Theorie und Krawall eine ganze Welt zu verändern. Nun ist es Zeit für eine Zweite Moderne – global, entgrenzt, utopisch, radikal ästhetisch und radikal politisch. Dafür gründen die Wiener Festwochen die Freie Republik Wien gemeinsam mit den Bürger:innen Wiens und internationalen Unterstützer:innen. Die Freie Republik Wien ist nicht ein Gefäß, sondern ein Gesamtkunstwerk – von der Eröffnung, über diverse Produktionen, den Themensetzungen bis zur Wiener Erklärung (Verfassung der Freien Republik Wien). Der Name Freie Republik Wien nimmt Bezug auf historische Versuche, die „Republik“ (Res publica: die Dinge von öffentlichem Interesse, also alle Belange der Gemeinschaft) von den gängigen Denkweisen, institutionellen Abläufen und eingeschliffenen Normen zu befreien. Also neu, befreit, gemeinsam, mit Humor und Ernsthaftigkeit auf die Welt und Wien zu blicken.
Die Freie Republik Wien ist Ort der Produktion und Präsentation von renommierten genauso wie aufstrebenden Künstler:innen aller Sparten, von experimentellen, radikalen und etablierten künstlerischen Visionen aus der ganzen Welt. Ganz allgemein versteht sich die Freie Republik Wien als ein Total-Ort, an dem Klassiker (und klassische Kunstformen und Genres) nicht negiert, sondern neu angeeignet werden, politisch engagierte Werke und formal experimentelle Kunst präsent sind und neue Formate geschaffen werden.
Die Freie Republik ist ein Ort der genauso fröhlichen wie ernsthaften Eroberung der Res Publica, der öffentlichen Debatten, Institutionen und Räume, der Verknüpfung und des Austausches zwischen Künstler:innen, Aktivist:innen und Publikum. In den verschiedensten partizipativen Formaten und durch den Ausbau von lokalen und internationalen Partnerschaften wird gemeinsam über die Zukunft diskutiert und werden neue Visionen gelebt.
Die Freie Republik macht Wien über fünf Wochen zur internationalen Experimentalstätte der Künste und Gemeinschaft, denn: Wir schulden der Welt eine Revolution!