Konzert mit Werken von Chaya Czernowin, Katharina Ernst, Sara Glojnarić, Lucia Ronchetti, Cassie Kinoshi
Wie könnte eine Gesellschaft aussehen, die vom Verbundensein geprägt ist? Verbundensein mit uns selbst, den Mitmenschen, dem gesellschaftlichen Umfeld. Die Kompositionen von NO MORE EXCUSES II beleuchten Perspektiven des Miteinanders sowie Kraftfelder von Anziehung und Abhängigkeit. NO MORE EXCUSES II ist das zweite der diesjährigen Konzerte mit dem Klangforum Wien, in denen die Werke der zehn international richtungsweisenden Komponistinnen* der Akademie Zweite Moderne 2025 zur Aufführung kommen. In ihrer Vielstimmigkeit einer zweiten, feministischen Moderne vereint sie die Auseinandersetzung mit unserer globalisierten, komplexen Gegenwart.
„I can try to create an environment that is welcoming for connection if it should turn up.“ (Kae Tempest)
PROGRAMM
Chaya Czernowin Fast Darkness III (2022)
Im letzten Teil des als Trilogie komponierten Werkes Fast Darkness III: Moonwords begibt sich Chaya Czernowin auf eine virtuose Erkundung des Unbekannten. Schnelle, radikale Gesten, aufgeladen mit kraftvoller Energie, lassen uns die Existenz eines weitreichenden und uns umhüllenden klanglichen Universums erspüren, in welches nur unsere Imaginationvordringen kann.
Katharina Ernst merge / emerge UA (Arbeitstitel)
Zwei Pole: auf der einen Seite die Verschmelzung, das Unisono — auf der anderen das emanzipatorische Erscheinen, die Dissonanz. Und dazwischen: ein perkussives Geheimnis, eine andere, neue Ordnung. Sinnbildlich für unser gesellschaftliches Klima der Gegenwart widmet Katharina Ernst ihre Uraufführung der Überwindung der binären Pole und zeigt uns die Kraft und den Möglichkeitsraum des Dazwischen.
Cassie Kinoshi grey cloud (2022)
Im Unterwegs-Sein, im offenen Wahrnehmen der Umgebung wird manche Form der Verbindung erst möglich. Eigene Landschaftsaufnahmen wurden zum Impuls der Komposition grey cloud, die für die popkulturelle Begegnung steht, die durch Cassie Kinoshis Werk und ihr besonderes Profil als selbst performende Künstlerin und Komponistin spürbar wird.
Lucia Ronchetti Le Palais du silence
Den gedanklichen Versuch des am Ende nicht realisierten Werkes von Claude Debussy Le Palais du silence, stille Landschaften und Abwesenheit in Klang zu übersetzen, nimmt Lucia Ronchetti in ihrem gleichnamigen Werk als thematischen Ausgangspunkt. Mit einer zwischen berührender Fragilität und vielschichtiger Intensität changierenden Klangfarbe füllt sie die kompositorische Leerstelle und stellt mit ihrem Werk zugleich die Frage nach unserem gesellschaftlichen Umgang mit Abwesenheit, Vergänglichkeit und dem Tod.
Sara Glojnarić sugarcoating for ensemble (2017)
sugarcoating ist das erste Stück der gleichnamigen Werkserie von Sara Glojnarić, die, basierend auf Daten der Sammlung Million Songs Dataset, Klangfetische der Popmusik neu anpasst und verformt. Eindrücklich und sinnbildlich für die digitale Erweiterung unseres Selbst zwischen Rausch und Abhängigkeit, werden die Musiker:innen mit diversen klanglichen Parametern überflutet. Aus der klanglichen Überforderung entsteht eine neue, dichte und unbekannte Verbindung, die den Raum für ein bewusstes Miteinander öffnet.
Musikalische Leitung Irene Delgado-Jiménez, Klangforum Wien
In Kooperation mit dem ORF RadioKulturhaus und Ö1
Wir danken Barbara Ludwig | Hotel Beethoven für die Unterstützung des Projekts.
