DIE WIENER PROZESSE
Nach den von Milo Rau in Moskau und Zürich inszenierten Schauprozessen bekommt nun auch die Stadt Wien und die Freie Republik ihre Prozesse.
Als Mischform aus hartem Realismus und sozialer Plastik erzeugen Raus Gerichtsformate (Die Zürcher Prozesse, Die Moskauer Prozesse, Das Kongo Tribunal) „ein Forum fernab politischer Grabenkämpfe, in dem eine Situation hergestellt werden soll, wo Diskussion möglich wird“ (SRF). Sie sind Einübung in demokratische Praktiken und doch Bühnenereignisse – jedenfalls nicht Verdopplung der Wirklichkeit. In als Justizprozesse angelegten Aufführungen treten dabei reale Akteur:innen der Zeitgeschichte auf. Politik wird verhandelt, ergebnisoffen. Wie schrieb der Kritiker Tobi Müller, als 2013 in Zürich die Zeitschrift Weltwoche im Theater Neumarkt auf der Anklagebank saß: „Auf der Bühne wird nicht getuschelt, sondern laut geredet. Die Ängste können sich entfalten, man kann sie von allen Seiten anschauen. Am Ende verschwinden vielleicht manche. Andere werden klarere Konturen haben.“ Jetzt auch an drei Wochenenden in der Freien Republik Wien.