Am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes, setzten die Wiener Festwochen ein Zeichen gegen Hass und Gewalt: Nach der Zerstörung eines Plakats wurde dieses feierlich erneut aufgehängt, gefolgt von einer Mahnwache, der Urlesung von Elfriede Jelineks Burgtheater und einem gemeinsamen Bed-in am Schwarzenbergplatz.
Am 7. Mai wurde gegenüber dem sowjetischen Kriegerdenkmal am Schwarzenbergplatz ein Großplakat der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien heruntergerissen und verbrannt, die Polizei ermittelt. Das Plakat, eines der Hauptsujets der diesjährigen Festwochen, zeigte zwei junge Männer, engumschlungen und in Liebe vereint auf einem Bett. Es handelt sich dabei um ein Zitat eines der vielleicht berühmtesten Bilder der Fotografiegeschichte: des Bed-ins von John Lennon und Yoko Ono gegen den Vietnam-Krieg.
Am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes, wurde das Plakat wieder aufgegangen – in Anwesenheit des Rats der Republik, Bürger:innen aus Wien, und der Models der Plakatkampagne.
Im Anschluss lud Rau – während eine Mahnwache die Plakate beschützte – zur Burgtheater-Urlesung ins Wiener Burgtheater ein: die erste Lesung des 40 Jahre gesperrten antifaschistischen Stücks der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Um 23 Uhr begann das Bed-in der Republik der Liebe: Gemeinsam übernachteten wir auf dem Schwarzenbergplatz, um ein Zeichen der Liebe und der Versöhnung zu setzen – in Zeiten des Kriegs und des Hasses. So wurde aus dem 9. Mai, der in Russland traditionell als „Tag des Sieges“ über die Truppen der Nazis begangen wird, ein „Tag der Liebe“.
"Es trifft uns natürlich, dass gerade an diesem geschichtsträchtigen Ort, der an den Kampf gegen Faschismus und die Opfer von Nazi-Gewalt erinnern soll, es zu Vandalismus kommt. Doch wir beantworten diesen destruktiven und unverständlichen Akt mit friedlichem Widerstand, hängen das Plakat einfach wieder auf und übernachten vor Ort, um es zu schützen. Alle, denen diese Botschaft nicht klar genug ist, laden wir ein, gemeinsam mit uns zu diskutieren. Machen wir aus dem 'Tag des Sieges' einen 'Tag der Liebe'. Lasst uns, genau 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, gemeinsam ein Bed-in machen: gegen Krieg, Hass und neuen Faschismus. Für Großzügigkeit, Toleranz – und eine Nacht voller wunderbarer Debatten und Träume am Schwarzenbergplatz." (Milo Rau)