Christiane Jatahy

© Leo Aversa

Biografie

Christiane Jatahy, geboren in Rio de Janeiro, ist Autorin, Regisseurin und Filmemacherin. Sie studierte Theater und Journalismus und hat einen postgraduate Abschluss in Kunst und Philosophie. Seit 2003 beschäftigt sie sich mit den Grenzgebieten zwischen künstlerischen Disziplinen, zwischen Realität und Fiktion, zwischen Darsteller*in und Charakter und zwischen Theater und Film. 2011 feierte Julia Premiere, basierend auf Strindbergs Fräulein Julie. Das Stück wurde mit dem Shell Award für beste Theaterregie in Brasilien 2012 ausgezeichnet und tourte durch bekannte Theater und Festivals in Europa und den USA, darunter die Wiener Festwochen 2013. Für das Kulturprogramm der Olympischen Spiele 2012 entwickelte und inszenierte Christiane Jatahy In the comfort of your home, eine Reihe von Interventionen, Dokumentarwerken, Performances und Videoinstallationen von 30 Brasilianischen Künstler*innen in Londoner Privathaushalten.
2014 präsentierte sie What if they went to Moscow?, basierend auf Tschechows Drei Schwestern. Das Stück wurde mit dem Shell Award, dem Questão de Crítica Award and the APTR Award ausgezeichnet. Die Memory-Trilogie (gemeinsam mit Julia und What if they went to Moscow?) wurde 2015 mit The Walking Forest abgeschlossen, das lose auf Shakespeares Macbeth basiert und Live-Performance mit Videoinstallation und Live-Film verbindet. Das Stück war 2018 bei den Wiener Festwochen zu Gast. Mit Beethovens Fidelio am Teatro Municipal in Rio de Janeiro inszenierte Christiane Jatahy 2016 ihre erste Oper. Auch hier verwendete sie filmische Elemente gemischt mit Live-Performance Elementen.
Ihre Nachforschungen zur Frage nach Flucht und Flüchtlingen vertieften sich 2018 in der Erarbeitung des Diptychons Our Odyssey, inspiriert von Homers Odyssee. Der erste Teil Ithaca konfrontierte Homers Epos mit der Realität heutiger Flüchtlinge auf dem Weg über das Mittelmeer. Der zweite Teil The Lingering Now geht neben Homers Text von Dokumentarfilmmaterial aus Palästina, Libanon, Südafrika, Griechenland und dem Amazonas aus, und bildet mit einer Mischung aus Griechischem Epos und den realen Geschichten von Künstler*innen auf der Flucht einen Dialog zwischen Theater und Film.
Jatahys Trilogy of Horror begann mit dem ersten Teil Entre chien et loup, inspiriert durch den Film Dogville und erstmals beim Festival d’Avignon 2021 gezeigt. Der zweite Teil Before the sky falls verbindet Shakespeares Macbeth mit The Falling Sky von Davi Kopenawa und Bruce Albert und untersucht die Gewalt toxischer Männlichkeit, die politische Macht des Patriarchats und seine inhärente Feindseligkeit allen Erscheinungsformen des Weiblichen gegenüber. Der finale dritte Teil Depois do silêncio (ausgehend von dem Buch Torto Arado von Itamar Vieira jr.) setzt den Fokus auf strukturellen Rassismus und wurde bei den Wiener Festwochen 2022 uraufgeführt. Christiane Jatahay erhielt 2022 den Goldenen Löwen im Rahmen des 50. Festival Internazionale del Teatro der Venedig-Biennale.

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