„Ungeheuer ist viel, doch nichts / Ungeheurer als der Mensch“, heißt es in der Antigone von Sophokles. Und so hieß es auch in der Eröffnungsrede der Wiener Festwochen 2020, online gehalten von der brasilianischen Schauspielerin und indigenen Aktivistin Kay Sara. Drei Pandemiejahre später heben mit Antigones Aufbegehren gegen Kreons Tyrannis der Ungerechtigkeit Kay Sara und ihre Mitstreiter:innen in Milo Raus Tragödienüberschreibung zu einer umfassenden Anklage an: In Brasilien, wo etwa 10 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Bodens besitzen, setzt sich die Bewegung der Landlosen (MST) für eine radikale Landreform ein. Als Chor beobachten und kommentieren sie das Bühnengeschehen zwischen Kreon, Antigone, ihrem Verlobten Haimon und dessen Mutter Eurydike von der riesigen Videowand herab.
Als letzter Teil seiner Antiken-Trilogie, die mit Orest in Mossul (2019 bei den Wiener Festwochen) begann, erzählt Milo Rau die Geschichte von Recht und Unrecht als blutiges Aufeinandertreffen von traditioneller Weisheit und Turbokapitalismus nach.
Podcast
Konzept, Regie Milo Rau Text Milo Rau & Ensemble Mit Frederico Araujo, Pablo Casella, Sara De Bosschere, Arne De Tremerie und im Video Kay Sara, Gracinha Donato, Célia Maracajà, Chor der Aktivist:innen von Movimento dos Trabalhadores Rurais sem Terra – Bewegung der Landlosen (MST) und als Tiresias, Ailton Krenak Dramaturgie
Giacomo Bisordi Mitarbeit Dramaturgie Martha Kiss Perrone, Douglas Estevam Assistenz Dramaturgie Kaatje De Geest, Carmen Hornbostel Mitarbeit Konzept, Recherche, Dramaturgie Eva-Maria Bertschy Musik Elia Rediger, Pablo Casella Bühne
Anton Lukas Kostüme Gabriela Cherubini, Anton Lukas, Jo De Visscher Licht Dennis Diels Video Moritz von Dungern Schnitt Video Joris Vertenten Video Making-Of Fernando Nogari Regieassistenz Katelijne Laevens Produktionsleitung Klaas Lievens Technische Leitung Oliver Houttekiet Inspizienz Marijn Vlaeminck Regiehospitanz Zacharoula Kasaraki, Lotte Mellaerts Technische Assistenz Max Ghymonprez, Sander Michiels, Raf Willems, Brecht Beuselinck, Stavros Tarlizos, Dimitri Devos
Dank an Carolina Bufolin
Produktion NTGent Koproduktion Wiener Festwochen, International Institute of Political Murder (IIPM), Festival d’Avignon, Romaeuropa Festival (Rom), Manchester International Festival, La Villette (Paris), TANDEM - Scène nationale (Arras-Douai), Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt a. M.), Équinoxe - Scène nationale de Châteauroux In Zusammenarbeit mit Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST) Mit Unterstützung von Goethe Institut Saõ Paulo, PRO HELVETIA Programm COINCIDENCIA - Kulturaustausch Schweiz - Südamerika, Tax Shelter Programm der Belgischen Regierung
Uraufführung Mai 2023, NTGent
Wiener Festwochen 2013 Moskauer Prozesse
Wiener Festwochen 2015 The Civil Wars
Wiener Festwochen 2017 Agora
Wiener Festwochen 2019 Orest in Mossul
Wiener Festwochen 2020 Against Integration (online)
Ab Juli 2023 übernimmt Milo Rau die Intendanz der Wiener Festwochen.